GWG München bietet Internet zum Nulltarif

Nicht alle haben Internet, aber alle sollen Internet haben können, wenn sie wollen. Für die fast 100 Jahre alte Münchner Wohnungsgesellschaft GWG gehört ein moderner Internetanschluss ebenso selbstverständlich zur Wohn- und Lebensqualität wie sinnvoll geschnittene Wohnungen und ein gesundes, gepflegte Wohnumfeld.  Im Rahmen eines Pilotprojekts lässt deshalb die GWG, die derzeit über 27.000 Mietwohnungen und knapp 600 Gewerbeeinheiten bewirtschaftet, in einer Wohnanlage mit rund 630 Haushalten im Münchner Stadtteil Berg am Laim durch die Firma Neumeier, Hegmann & Co. GmbH moderne Glasfaser-Anschlüsse bis in die Wohnung legen (auch Fiber-to-the-Home, FTTH genannt).  Und alles zum Nulltarif für die Bewohner; der Multimedia-Posten in den Nebenkosten bleibt gleich.

Hans-Otto Kraus und Dietmar Bock betonen als Geschäftsführer der GWG den gesellschaftlichen Auftrag, den sie sich selbst gesetzt haben und dem sie mit dieser Initiative nachkommen: „Die digitale Vernetzung bietet zum einen Zugang zu Wissen und Information, zum anderen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, zum Beispiel  über die Social-Media-Kanäle“, erklären die beiden GWG-Geschäftsführer. Damit bekommen alle Kinder und Jugendliche in der Wohnanlage Chancengleichheit bei Internetbedarf durch schulische Anforderungen.

Glasfaser bis in die Wohnung
Das kostenlose Angebot sieht eine Download-Geschwindigkeit von 3 Mbit/s als Grundversorgung vor. „Der Anwender erhält damit eine grundlegende Basis, um ins Internet zu gehen“, erklärt Peter Reisinger, Bereichsleiter Wohnungswirtschaft/Immobilien des in München beheimateten Telekommunikationsdienstleister M-net, der den Internetdienst bereitstellt.  Die Münchner haben viel Erfahrung mit Glasfaserprojekten. In der bayerischen Landeshauptstadt hat M-net gemeinsam mit der Stadtwerke München (SWM) mittlerweile rund 250 Millionen Euro in Glasfaserprojekte ins Gebäude beziehungsweise in die Wohnungen investiert.  Aber auch in Augsburg, Erlangen und einigen ländlichen Regionen in Bayern sowie in Hessen treibt der Telekommunikationsanbieter den Glasfaser-Ausbau voran.

In München selbst ist das GWG-Projekt gleichwohl nicht nur wegen der innovativen sozialen Komponente, sondern auch wegen des Standorts etwas Besonderes; vollzog sich doch bisher der Glasfaser-Ausbau in München weitgehend innerhalb des sogenannten Mittleren Rings, der Zentrum und zentrumsnahe Stadtteile umschließt. Mit der Wohnanlage in Berg am Laim hat M-net nun ein umfangreiches Glasfaser-Projekt jenseits dieser innerstädtischen Schnellstraße. Der Telekommunikationsdienstleister musste deshalb erst einen Glasfaser-Backbone für dieses Gebiet einrichten. Das tat man indes sehr gern, denn die allgemeinen Rahmenbedingungen für ein solches Pilotprojekt jenseits des Rings waren optimal. Die in den 1930er Jahren errichteten Wohngebäude im Münchner Osten (im Volksmund wegen ihres Gartenstadt-Charakters und der ursprünglich relativ kleinen Wohnungen auch Maikäfersiedlung genannt) waren nämlich in den letzten Jahren sukzessive abgerissen und durch moderne Neubauten ersetzt worden. Im Zuge dieser Neugestaltung bot es sich einfach an, Nägel mit Köpfen zu machen und Glasfaser-Anschlüsse bis in die Wohnungen zu legen. Die Glasfaserkabel wurden also nicht nur in den Gebäudekeller, wo dann das Signal über einen optisch-elektrischen Wandler auf das bestehende Kupferdraht-Netz aufgeschaltet wurde, sondern bis in die neu installierten Multimedia-Kästen in den einzelnen Wohnungen hochgezogen. Das GWG-Areal hat damit die modernste Kommunikationsverbindung, die es aktuell gibt.

Sonderkonditionen bei größerem Bandbreitenbedarf
Was hier so einfach klingt, hatte zuweilen durchaus seine Tücken. Die Techniker des Münchner Familienbetriebs Neumeier, Hegmann & Co, interpretierten diese Tücken aber immer als Herausforderungen. Das Unternehmen betreut die GWG-Wohnanlage in Sachen TV- und Hörfunk schon seit über zehn Jahren, jetzt wurde man auch mit der Glasfaser-Kommunikationstechnik betraut. „Unsere Techniker mussten die Schalttechnik in den Multimedia-Kästen auf engstem Raum unterbringen, das war manchmal schwierig, aber sie haben es geschafft“, lobt Melanie Claußen, eine von drei Geschäftsführern von Neumeier, Hegmann  & Co, ihre Leute vor Ort. Detailliert beschreibt sie eine der täglichen Herausforderungen für die Techniker: „Die Multimediakästen befanden sich teilweise knapp unter der Decke. Das Arbeiten knapp unterhalb der Decke war stressig und erforderte zuweilen viel Einfallsreichtum, denn das Spleißgerät zur Verbindung der Lichtwellenleiter muss für diesen Präzisionsvorgang ja sicher und eben stehen.“

Im Übrigen bestätigt Melanie Claußen, dass 3 Mbit/s Bandbreite im Rahmen der Internet-Grundversorgung für eine Reihe „normaler“ Aktivitäten ausreiche und untermauert dies durch Messungen vor Ort: „Tests in einem Showroom in der Wohnanlage haben gezeigt, dass mit der kostenlosen Grundversorgungsbandbreite normales Surfen, Internetrecherchen und Online-Banking möglich ist.“ Diese Ergebnisse kann auch Mieter Wilfried Schmalhofer, der mit Frau und fünf Kindern seit 1995 in der Maikäfersiedlung wohnt, aus der täglichen Erfahrung heraus bestätigen: „Wir nutzen die kostenlose Grundversorgung über Glasfaser seit August als einzigen Internetzugang und sind rundum zufrieden.“

Aber auch, wenn die Grundversorgungs-Bandbreite nicht reicht, weil Online-Spieler in der Familie sind oder einfach größere Downloadraten gewünscht werden, dann gibt es auch dafür eine schnelle und kostengünstige Lösung: „Für die Mieter bietet M-net-Sonderkonditionen beim Upgrade auf höhere Bandbreiten. Mittlerweile können wir bis zu 300 Mbit/s im Download anbieten“, erläutert Peter Reisinger.

Vorreiter für weitere Projekte in der Wohnungswirtschaft

Über die kostenlose Grundversorgung haben die GWG ihre Mieter schriftlich und auf einer Informationsveranstaltung informiert. Da die Grundversorgung über ein komplett neues Netz in die Wohnungen gebracht wird, welches zusätzlich zu dem bestehenden Telefonnetz betrieben wird, besteht die Möglichkeit, beide Anschlüsse parallel zu nutzen und somit die Grundversorgung zu testen. Das bietet sich vor allem dann an, wenn für das alte Netz noch über einen längeren Zeitraum vertragliche Bindungen bestehen. Für die Nutzung der Grundversorgung müssen sich die Mieter lediglich anmelden und bekommen dann vom Glasfasernetz-Betreiber M-net einen Router (Fritzbox) kostenlos zugesandt. 

Mit dem Pilotprojekt im Münchner Osten betraten alle Akteure Neuland.  Das Projekt strebt nicht nur technisch und sozial zu neuen Ufern, sondern erfordert auch wasserdichte juristische Lösungen. So war die Versorgung aller Wohnungen ohne organisatorische Verknüpfung mit dem Anmeldevorgang für die Grundversorgung erwünscht - es besteht für die Mieter ja keine Abnahmepflicht für die Grundversorgung -, gleichwohl sollten aber alle potenziellen Nutzer angesprochen werden können. „Die technischen und juristischen Hürden sind mittlerweile alle überwunden“, freut sich Melanie Claußen, und fährt fort: „Mittlerweile haben 430 Wohnungen einen Glasfaser-Anschluss, am Ende werden es 633 Wohnungen sein, für die wir in enger Zusammenarbeit mit der GWG München und der M-net Telekommunikations GmbH eine Glasfaseranbindung für Internet geschaffen haben.“ Und M-net-Bereichsleiter Peter Reisinger ergänzt: „Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen bereits jetzt, dass dieses Modell als Vorreiter für weitere Glasfaserprojekte in der Wohnungswirtschaft dienen kann.“

Bundesbaublatt (November 2015)

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